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Bericht der Arztfamilie Teigeler von ihrem Einsatz in Indien.

Frau Dr. Teigeler schreibt:

Aktualisiert:
30.06.2009

Bericht über unseren 8. Einsatz in Indien mit der Organisation:“ Ärzte für die 3. Welt“

Vom 3. April bis 16. Mai haben wir, mein Mann, Chirurg, und ich, Allgemeinmedizinerin, wieder einen 6 wöchigen Einsatz in Kolkata gemacht, in dieser riesigen, chaotischen aber friedlichen und interessanten Stadt.
Immer sind 8 deutsche Ärzte vor Ort. Sie arbeiten mit indischem Personal zusammen und sorgen für die medizinische Betreuung von Menschen, die aus sozialen Gründen zum indischen Gesundheits-system keinen Zugang haben.

Jeden Tag kommen 1000 Flüchtlinge in die rasch wachsende Stadt. Sie fliehen vom Land vor der Verschuldung bei Großgrundbesitzern, bei Saatgutkonzernen, fliehen vor Missernten und Überschwemmungen, vor zu rigidem Kastensystem in den Dörfern- dort haben sie keine Zukunft mehr; die Stadt ist der einzige Ausweg.
Dort landen sie in den Elendssiedlungen entlang der Bahnschienen und der Abwasserkanäle, leben ohne festes Einkommen von der Hand in den Mund als Müllsammler, Tagelöhner, Bettler…
Wenn das Geld kaum zum Leben reicht, bleibt nichts für medizinische Behandlung.

Wir 8 Ärzte wohnen in einer WG mitten in einer Handwerkersiedlung und gehen jeden Morgen ausgerüstet mit unserem Werkzeug, Wasserflasche und Henkelmann an die Strasse, wo je 2 von uns in einen Bulli steigen, in dem sich schon 10 indische Mitarbeiter, Medikamente und Impfstoffe befinden.
Jeder Bulli hat seinen Wochenplan, fährt an bestimmten Tagen in bestimmte Slum- Bezirke. Ein Schulraum, ein Versammlungsraum oder ein eigens errichtetes Strohmattenhaus wird flugs zum Sprechzimmer umgebaut, die Patienten in der Warteschlange bekommen mit bunten Schautafeln Unterricht in Hygiene und Gesundheitsvorsorge. Jeder wird gewogen und registriert und geht dann mit seiner Karte zum nächsten Tisch, wo die indische Übersetzerin seine Beschwerden vom Hindi, Bengali oder Urdu ins Englische übersetzt dem Doktor vermittelt. Nach einer Untersuchung kann der Patient das verschriebene Medikament am Nachbartisch von unserer Apothekerin in Empfang nehmen, alles kostenlos und durch deutsche Spenden finanziert.
Braucht er weitere Untersuchungen oder gar einen Krankenhausaufenthalt, wird er ebenso kostenfrei den entsprechenden Labors oder Krankenhäusern zugewiesen.

Unsere Lebensbedingungen dort sind sehr einfach; wir leben mitten im Lärm und Smog wie unsere Mitarbeiter und leiden genau wie sie unter den regelmäßigen Ausfällen der Strom und Wasserversorgung. So wollen wir versuchen, unsere Solidarität mit ihnen zum Ausdruck zu bringen.

Dank der großzügigen Unterstützung durch den Eine Welt Laden „Regenbogen“ können wir auch über unsere Arbeit hinaus Einzelfallhilfe leisten- eine richtig gute Sache, für die mein Mann und ich uns an dieser Stelle recht herzlich bedanken möchten.


Salzkotten, 10.6.09 Dr.Waltraud Teigeler